Haaranalyse

Viele Substanzen werden mehr oder weniger gut in die Haarsubstanz eingebaut und lassen sich dort mittels Haaranalyse über lange Zeiträume nachweisen. Solange die Substanzen aus dem Blut in die Haarwurzel übertreten, gelangen sie ins Haar.

Doch nicht alle Substanzen gelangen gleichermaßen in die Haare:

  • Basische Verbindungen wie Cocain, Amphetamin und Morphin werden sehr gut eingebaut.
  • Saure Verbindungen wie ein Abbauprodukt des Cannabis-Stoffwechsels namens THC-COOH lagern sich schlecht in das Haar ein. „THC“ steht für den Wirkstoff des Cannabis, das Tetrahydrocannabinol; „COOH“ bezeichnet in der Chemie eine sogenannte Carboxy-Gruppe. THC-COOH ist die Abkürzung für Carboxytetrahydrocannabinol.

Wichtig: Bereits ein einmaliger Konsum bestimmter Rauschmittel hinterlässt mitunter in den Haaren nachweisbare Spuren, die bei einer Haaranalyse zu Tage treten.

Aber auch Art und Beschaffenheit des Haars selbst spielen eine Rolle: So lagern stark pigmentierte Haare, also dunkle Haare, mehr Stoffe ein als weniger pigmentierte, also blonde oder rote Haare. Das bedeutet: Konsumieren eine blonde und eine schwarzhaarige Person gleich große Mengen Cocain, lassen sich in den dunklen Haaren in einer Haaranalyse höhere Konzentrationen nachweisen als in den blonden. In Extremfällen kann das dazu führen, dass eine dunkelhaarige Person positiv getestet wird (positiv = Substanz wurde gefunden), während die andere, blonde Person einen negativen, sprich unauffälligen Befund erhält.

Positive Befunde in der Haaranalyse ergeben sich mitunter auch, wenn die Haare von außen Stoffe einlagern, man spricht von „äußerlicher Kontamination“ der Haare, z. B. durch Rauch oder Staub. Auch nach gründlichem Haare waschen kommt es immer mal wieder zu einem Nachweis. Wir raten dringend: Halten Sie sich von Orten fern, an denen andere Personen relevante Substanzen konsumieren. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Räume schlecht belüftet sind. Es lässt sich zwar häufig anhand der Befunde erkennen, ob eine äußere Kontamination als Ursache in Betracht kommt, eine Anerkennung als Abstinenznachweis z. B. bei der MPU ist dennoch unwahrscheinlich.

Nach dem Einbau wachsen die eingelagerten Stoffe mit dem Haar und entfernen sich immer mehr von der Haarwurzel bzw. der Kopfhaut.

  • Haare wachsen circa 1 cm pro Monat.
  • Theoretisch findet man daher die Substanzen, die vor 6 Monaten konsumiert wurden, in den Abschnitten des Haars, die etwa 6 cm von der Kopfhaut entfernt liegen.

Das Haar ist als eine Art „Fahrtenschreiber“ der aufgenommenen Substanzen anzusehen. In der Realität sieht es jedoch etwas komplexer aus: Haare wachsen nicht alle im „Gleichschritt“, sondern durchlaufen unabhängig voneinander unterschiedliche Lebenszyklen.

Man unterscheidet drei Phasen:

  • Wachstumsphase
  • Übergangsphase
  • Ruhephase

Die meisten Haare befinden sich in der Wachstumsphase, der anagenen Phase. In ihr wachsen die Haare etwa 0,4 mm pro Tag, was pro Monat circa 1,2 cm entspricht. In dieser Phase wachsen die eingelagerten Stoffe langsam mit dem Haar von der Kopfhaut weg. Wie lange die Wachstumsphase dauert, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch und hängt zudem stark vom jeweiligen Haartyp ab (z. B. Schamhaar, Achselhaar). Sie dauert von einigen Wochen bis hin zu mehreren Jahren bei den Kopfhaaren. Etwa 90 von 100 Haaren befinden sich in der Wachstumsphase.

Auf die Phase des Wachstums folgt eine kurze Übergangsphase, die wenige Wochen dauert: die katagene Phase. In ihr trennt sich das Haar von der Wurzel und hört auf zu wachsen. Etwa drei von hundert Haaren befinden sich in der Übergangsphase.

Zuletzt tritt das Haar in die sogenannte telogene Phase, eine Ruhephase. In ihr wird ein neues Anagenhaar produziert und das alte Haar wird abgestoßen. Bis zu 18 von 100 Haaren können sich in der Ruhephase befinden.

Was bedeutet das für die Haaranalyse?

Entnimmt man ein Büschel Haare, muss man davon ausgehen, dass sich auf die durchschnittliche Haarlänge des Büschels nicht einfach die Daumenregel „1 cm entspricht einem Monat“ anwenden lässt. Vielmehr enthält jede Haarprobe auch Haare aus der Übergangsphase und solche, die ruhen und bald abgestoßen werden.

  • In die Haaranalyse gehen auch „ältere“ Haare ein, die einen Zeitraum widerspiegeln, der weiter in der Vergangenheit liegt. Der Haarabschnitt, der z. B. bei 6 cm liegt, ist weitaus älter als sechs Monate, enthält demnach auch Substanzen, die vor mehr als sechs Monaten konsumiert worden sind.

Weitere Schwierigkeit bei einer Haaranalyse: Der Testzeitraum lässt sich nicht immer exakt eingrenzen. Dies trifft einerseits dann zu, wenn eine Person in der Vergangenheit sehr viel konsumiert hat. Andererseits ist es möglich, dass jemand Substanzen, die sich sehr leicht in die Haare einlagern, zwar schon vor geraumer Zeit zugeführt hat, diese aber über sehr lange Zeit Spuren in den Haaren hinterlassen – selbst wenn jemand über viele Monate strikt abstinent war.

Darüber hinaus können Stoffe im Haar „wandern“; mitunter sogar von einem Haar zum anderen. Diese Prozesse sollten allerdings eine eher untergeordnete Rolle spielen. Sinnvoll vor Beginn einer Abstinenzüberwachung: Lassen Sie feststellen, ob die Haare frei von Wirkstoffrückständen sind. Unter Umständen ist sogar von einer Haaranalyse abzuraten. Mit einer Urintestung lassen sich oftmals früher negative, also unauffällige Befunde erzielen.

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